Samstag, 23. November 2013

Die Challenge der zahllosen Stufen, oder: Der Pinnacles Track

Nachdem wir uns am Freitag Morgen in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett gequält haben, um möglichst zeitig mit unserer geplanten Wanderung starten zu können, wurden wir erstmal von unserer leeren Batterie überrascht.
Zum Glück half uns ein älterer Herr, der vermutlich aus jener Epoche stammte,
in der man sich noch selbst helfen konnte, das Auto wieder zum Laufen zu bekommen, so dass wir nachdem wir unser morgendliches Workout durch das Anschieben des Autos geleistet hatten, endlich zum Pinnacles Track aufbrechen konnten.
Nach etwa eineinhalb Stunden Fahrt durch weitere Serpentinen, die uns immer wieder wunderschöne Blicke auf sowohl das türkisblaue Meer als auch auf den grünen Urwald und eine erste Sicht auf die Pinnacles ermöglichten, kamen wir wieder in Thames an und bekamen dort im Touristenbüro grünes Licht für unsere Wanderung.
Wir machten uns nach einem Großeinkauf, bei dem wir unsere Vorräte auffrischten,
auf den Weg zum DOC-Besucherzentrum.
Das Departement of Conservation ist sowas wie das Forstamt in Deutschland, die sich unter anderem um die Tracks kümmern und die Buchungen für die Hütten managen. Wir hatten in unserem Reiseführer gelesen, dass der Track sehr anstrengend sei und besser in zwei Tagen zu schaffen ist, also wollten wir eine Nacht in der Hütte die kurz unterhalb der Pinnacles liegt, bleiben. Diese war leider schon voll, also haben wir unseren Rucksack nur mit den nötigsten Dingen und Essen für den Tag gepackt und machten uns gegen zwölf  Uhr dann endlich auf den Weg zu den Pinnacles.
Gleich zu Beginn des Tracks mussten wir einen Fluss auf einer Hängebrücke überqueren, die jeweils nur eine Person passieren darf.
Danach ging es auf einem steilen Weg durch den Urwald immer zwischen Farnen und alten Kauribäumen hindurch.
Nach etwa einer dreiviertel Stunde hatten wir ein Flussbett erreicht, was es dann für uns auch zu überqueren galt. Da vorher schon jemand ausgerutscht war bei dem Versuch die Lehmstufen runterzuklettern entschieden wir uns für die Hängebrücke, eigentlich als Notweg für den Fall der Überflutung gedacht, die wieder nur eine Person auf einmal drauf durfte.
Und danach fing der wirklich anstrengende Aufstieg an:
Für einen Pfad für Packpferde wurden damals unheimlich viele Stufen in den Fels gehauen, die es zu erklimmen galt. Dies war allerdings durch die unterschiedlichen Abstände der Stufen und der vielen kleinen Bäche die die Stufen kreuzten, was die Sache sehr rutschig gestaltete, nicht so einfach. Aber nach etwa einer Stunde Aufstieg mit wunderschönen und atemberaubenden Ausblicken auf die Landschaft erreichten wir das Hydrocamp, das ungefähr die Hälfte des Weges markierte.
Dort stärkten wir uns für den weiteren Weg.
Dieser zog sich bis zur Hütte mit mäßiger Steigung weiter den Berg hinauf und bot an lichteren Stellen sehr schöne Ausblicke auf die umherliegenden Bergkämme und Gipfel.
Nach einerbknappen Stunde erreichten wir die Hütte, leider hatten unsere Kräfte schon gut nachgelassen nach drei Stunden stetigem Aufstiegs.
Ein Wegweiser sagte uns, dass man bis zur Spitze der Pinnacles nocheinmal eine knappe Stunde brauchen würde.
Wir dachten, dass dieses Stück verhältnismäßig leicht im Vergleich zum bisherigen Abschnitt sei.
Ach, wie jung und naiv wir doch waren!
Mit krampfenden Beinen, aber doch ungebrochenem Willen schleppten wir uns Stufe um Stufe höher.
Immerhin waren Treppenstufen angelegt, dachten wir bei uns.
Doch wie sollte es anders sein veränderte auch das letzte Stück des Aufstiegs dann doch noch merklich.
Von zivilisierten Treppen wandelte sich das Anforderungsprofil hin zum reinen Kletterparcour über Felsen, Wurzeln und Baumstämme.
Nur an einigen wenigen Stellen waren noch Metallstiege zum Festhalten angebracht.
Nur ein kleiner Fehltritt hätte hier fatale Folgen gehabt, da links und rechts des öfteren weder Busch noch Baum, sondern nur Abgrund war.
Doch erreichten wir den Gipfel schließlich doch noch und konnten dort oben ungestört die herrliche Aussicht über die ganze Landschaft genießen.
Man konnte von den benachbarten Bergen bis hinunter ins Tal und noch weiter bis zum Meer den Blick schweifen lassen.
Mir hat noch nie ein Müsliriegel so gut geschmeckt wie dort oben.
Doch jedem Aufstieg folgt natürlicherweise auch der Abstieg.
Und der sollte sich als langwierig und zäh gestalten,
obwohl in uns ein kleiner Hoffnungsschimmer aufflammte,
als andere Wanderer, die wir trafen, sagten, dass es in der Hütte noch freie Plätze für die Nacht gäbe.
Die gab es auch, wie wir nach der Kletterpartie vom Gipfel herab erfuhren,
doch riet man uns nicht zu bleiben,
weil wir keine Sachen für die Nacht dabeihatten und nicht mehr genügend Proviant,
da man uns im Informationszentrum gesagt hatte, dass alles ausgebucht sei.
So mussten wir nach einer kleinen Pause in der Hütte noch den ganzen Weg hinunter für den wir hinauf drei Stunden gebraucht hatten.
Die letzten Kräfte mobilisierend trieben wir uns gegenseitig an, immer weiter zu gehen, um unser Auto noch vor Einbruch der Nacht zu erreichen.
Die Zeit für den Abstieg konnten wir auf zwei Stunden minimieren,
sodass wir gegen halb Acht vollkommen fertig am Parkplatz ankamen.
Wir hatten nur noch im Sinn den nächsten DoC Campingplatz anzufahren, von denen es in der Gegend glücklicherweise genug gab, unser Zelt aufzubauen und uns schließlich in der Dunkelheit noch eine Portion Instant Noodles einzuverleiben.
Mächtig erschöpft, aber auch froh und stolz, diesen Track geschafft zu haben,
fielen wir in unseren Schlafsäcken in den Schlaf.
Bis denne ;-)

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